Corona-Krise: Jakob Pöltl muss weiter warten Jakob, was hat sich in den letzten Wochen bei dir getan? Nicht viel! Mein Tagesablauf sieht noch immer so aus wie vor einem Monat: Daheim trainieren, mit Freunden und Familie online Kontakt haben und Playstation spielen. Wir hatten zuletzt eine Video-Konferenz mit den Spurs und einen Conference Call von der NBA – großartige Neuigkeiten kamen auch von da nicht. Du verbringst nun schon geraume Zeit allein, wie geht es dir damit? Das ist natürlich nicht optimal, aber ich bin das Alleinsein einigermaßen gewohnt und kann ganz gut damit umgehen. Manche NBA-Teams haben ihre Trainingshallen bereits geöffnet, die Spurs nicht. Sie wollen das noch nicht machen, weil es noch immer nicht viele Tests gibt und sie sich quasi nicht in der Schlange vordrängen wollen, solange es nicht Tests für alle gibt. Es wurde aber schon ein ziemlich genaues Protokoll für den Zeitpunkt ausgearbeitet, an dem aufgesperrt wird. Zu keinem Zeitpunkt würden sich dann mehr als zwei Spieler in der Facility aufhalten, man wird mit Maske ankommen, auf Fieber und Symptome geprüft werden. Man würde mit Ball kommen und wieder gehen, es gäbe kein Duschen, nur ein Trainer wäre anwesend und zwischen den Einheiten soll alles desinfiziert werden. Falls bald aufgesperrt wird, wären Trainings in der Halle dann verpflichtend? Die Trainings wären zunächst zu 100 Prozent freiwillig. Es gibt noch keinen Plan, wann ein gemeinsames Training wieder losgehen würde. Ich müsste mich derzeit ja auch gar nicht in San Antonio aufhalten. Welche Infos kamen von der NBA? Es wurde auch dort von völliger Freiwilligkeit gesprochen, von den Klubs soll kein Druck ausgeübt werden. Die Öffnung der Hallen soll zunächst dazu dienen, den Spielern die Möglichkeit zu geben, wieder mit dem Ball zu trainieren und sich zu bewegen. Bezüglich der Fortsetzung der Saison konnte die NBA uns noch nichts Konkretes sagen. Es gibt einige Optionen, die öffentlich ohnehin bekannt sind. Sollte es weitergehen, würde man wahrscheinlich alle Teams an eine oder zwei Locations zusammenziehen, herumreisen ist unrealistisch. Commissioner Adam Silver hat gemeint, dass sich eine Entscheidung, wie es weitergeht, noch hinziehen kann. Die NBA will zuerst auch andere Ligen, die früher beginnen, beobachten. Es wurde da auch die deutsche Fußball-Bundesliga genannt. Man hört von Sportklubs, die sich um die Gesundheit ihrer Athleten sorgen. Nicht nur wegen des Virus selbst, sondern weil die Spieler nicht in der Kürze in eine Form kommen könnten, um für einen komprimierten Spielbetrieb sofort gerüstet zu sein. Das ist verständlich, die Verletzungsgefahr wäre wohl größer als in einer normalen Saison. Nicht jeder hat die besten Voraussetzungen, um sich abseits eines Teamtrainings richtig fit zu halten. Auch in der NBA sehe ich verschiedene Tendenzen: Spieler von Teams, die kaum  Chancen auf die Playoffs haben, fragen sich, warum sie etwas riskieren und für zehn Spiele trainieren sollen. Die Leute mit Chancen auf den Titel wollen die Saison natürlich eher fertigspielen. Wie stehst du persönlich dazu? Ich bin da etwas im Zwiespalt. Einerseits würde es mich freuen, nach der Knieverletzung wieder Basketball spielen zu können und sei es nur für ein paar Spiele. Andererseits frage ich mich auch, wie sinnvoll es wäre, gerade nach der Verletzung für einige wenige Spiele hochzutrainieren und ob nicht eine reguläre Vorbereitung zum Wiedereinstieg besser wäre. Die USA werden von der Krise hart getroffen, die politischen Maßnahmen stark kritisiert. Wie nimmst du das wahr? Ich habe Hausverstand und bilde mir natürlich meine Meinung, aber wie die meisten Menschen habe ich keinen fundierten Einblick in die Materie, daher will ich mir nicht anmaßen groß mitzureden. Foto: Ernst Weiss