Nachgefragt bei Renato Poljak: Die Cup-Schlüsselspieler im Gespräch Basketball Austria: Du musstest in letzter Zeit einige Male mit fünf Fouls vom Platz. Darunter auch immer wieder taktische Fouls bzw. solche, die eurem aggressiven Spielstil geschuldet sind. Obwohl du bei Wels ein Leistungsträger bist, bist du dir offensichtlich nicht zu schade dafür. Macht dich das aus? Renato Poljak: Prinzipiell bin ich schon der Meinung, dass man am Feld manchmal seinen Standpunkt setzen muss und sich nicht alles gefallen lassen darf. Und wir haben den Vorteil, dass wir einen tiefen Roster haben und jeder abliefern kann. Bei uns ist deshalb generell so, dass jeder macht, was gerade notwendig ist, um zu gewinnen – weil wir wissen, dass wir einander vertrauen können. In einem Cup-Finale würde ich aber natürlich gerne länger als zehn Minuten am Feld stehen. Das ist deine erste Saison bei den Flyers und du spielst bereits um den ersten Titel in der Vereinsgeschichte. Wie fällt dein Zwischenfazit aus? Jede erfolgreiche Mannschaft muss immer das Ziel haben, Titel zu gewinnen. Und wir haben mittlerweile einen guten Weg gefunden. Jeder einzelne Spieler nimmt eine wichtige Rolle ein, niemand ist sich für eine Aufgabe zu schade. Egal, ob Führungs- oder Bankspieler, wir sind als Team gefährlich und das zeichnet uns aus. Wie siehst du deine Rolle im Team? In Österreich kennt und respektiert man mich als Spieler mittlerweile. Dass ich in der Offseason gefragt war, hat mir das gezeigt und hat mir auch den Einstieg in Wels leichter gemacht. Klar ist aber auch, dass ich in meiner Zeit hier als Führungsspieler bereits einiges dazugelernt habe. Hier ist es meine Aufgabe voranzugehen, was ich in der Vergangenheit nicht so musste, weil wir in Oberwart den Basti hatten (Käferle, Anm.). Nachdem du deine Nachwuchszeit in Wien verbracht hast, waren die Gunners deine erste und bis zum Wechsel nach Wels einzige Profistation. Wie war die Umstellung diesen Sommer auf das neue System und die neuen Teamkollegen? Ich habe in meinem Basketballleben schon unterschiedliche Philosophien und Systeme kennengelernt. Im Nachwuchs bei den Timberwolves, dann als junger Profi bei den Gunners, dazwischen immer wieder mit verschiedenen Nationalteam-Coaches. Irgendwann hat man die Basics verinnerlicht und kann sich dann auf neue Situationen schnell einstellen, vor allem wenn man so wie ich eine grundsolide Basis wie ich hat. Natürlich gibt es in Wels ein paar spezifische Dinge, bei denen es etwas gedauert hat, aber mittlerweile fühle ich mich hier wirklich wohl. Wir haben deinen Werdegang bereits kurz angeschnitten, war die Basketballkarriere immer das große Ziel? Eigentlich wollte ich Fußballer werden, ich war lang Tormann dann Stürmer. Mit 13 Jahren habe ich bei einem Feriencamp zum ersten Mal mit Freunden Basketball gespielt. Ich bin heimgekommen und habe zu meiner Mutter gesagt: Mama, ich will jetzt Basketball spielen. Sie hat dann einen Verein in der Nähe gesucht, die Basket Fighters. Ich bin dann recht schnell von 1,83 auf 1,96 Meter in die Höhe geschossen und war in der U16 bereits im Nationalteam. Ich habe zu den Timberwolves gewechselt und dort von U19 über Landesliga bis zur Zweiten Bundesliga alles gespielt. Als ich mit der HTL fertig war, wurde ich Heeressportler und bin dann nach Oberwart gegangen, um Profi zu werden.  Was habt ihr euch für die restliche Saison vorgenommen? Das Ziel sind ganz klar die Playoffs und obwohl wir Höhen und Tiefen hatten, machen wir bisher einen richtig guten Job. Dass uns noch etwas die Konstanz fehlt, liegt auch daran, dass wir ein insgesamt noch recht junges Team sind und im Sommer großteils neu zusammengewürfelt wurden. Doch je mehr wir uns finden, desto besser werden wir. Sobald wir die Top-6 abgesichert haben, wollen wir richtig Gas geben und das Ergebnis der Vorsaison (Halbfinalniederlage gegen den späteren Meister Gmunden, Anm.) toppen. Worauf wird es am Sonntag ankommen, um im Lions Dome deinen zweiten Cup-Pokal zu holen? Dass wir aggressiv, fokussiert und diszipliniert auftreten müssen, ist sowieso klar. So haben wir bisher immer gespielt, wenn wir gewonnen haben. Uns muss aber auch klar sein, dass das Spiel über 40 Minuten geht. Wenn wir im ersten Viertel vorne liegen, haben wir noch nicht gewonnen und wenn wir einen Fehlstart hinlegen, dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen einfach unseren Stiefel runterspielen. Ihr spielt auswärts im ausverkauften Lions Dome. Ein Nachteil? Nach unseren bisherigen Cup-Leistungen glaube ich das nicht. Wir haben jedes Spiel in fremder Halle gespielt und sind immer als Sieger vom Feld gegangen. Und egal wie voll die Halle am Sonntag ist: Schlussendlich heißt es am Feld immer Fünf-gegen-Fünf. Die Fans können noch so laut sein, am Court sind zehn Spieler, drei Schiedsrichter und ein Ball. Wenn wir umsetzen, was wir können und uns nicht aus dem Konzept bringen lassen, dann haben wir den Pokal am Sonntag gegen 17.30 Uhr (um 15.30 Uhr ist Tip-off, Anm.) in der Hand.  Danke für das Gespräch! Info: Unsere Cup-Vorschau geht demnächst mit einem Interview mit Lions-Routinier Fabricio Vay weiter.