Nachgefragt bei Fabricio Vay: Die Cup-Schlüsselspieler im Gespräch Basketball Austria: Fast zwei Jahrzehnte prägst du jetzt schon den österreichischen Basketball. Was bedeutet es für dich, nun erneut mit den Lions im Finale zu stehen? Fabricio Vay: Das ist eine riesige Möglichkeit. Ich war mit den Lions schon in ein paar Final Fours, aber das ist das erste Mal, dass wir zuhause spielen. So eine Möglichkeit habe ich vielleicht nie wieder, ich bin mir bewusst, dass wir das Beste daraus machen müssen.Ich bin stolz, was wir erreicht haben und wie wir uns in den letzten Jahren entwickelt haben, ein Titel wäre jetzt die Krönung. Aber auch so bin ich stolz darauf, was wir jeden Tag machen – egal, ob wir am Sonntag gewinnen oder nicht. Du sprichst die Entwicklung der vergangenen Jahre an. Was ist euer Erfolgsgeheimnis? Wir sind ein Team, das richtig gut zusammenhält. Es gab bisher keine Diskussionen, keine Probleme mit der Disziplin oder Egoismus. Natürlich gibt es gute und schlechte Momente und gute schlechte Matches, aber das gibt es in jeder Mannschaft. Was uns als Team besonders gut macht, sind die Menschen und deren Qualitäten. Du bist der erfahrenste Spieler im Team. Was ist deine Aufgabe? Früher war ich viel mehr Performance-orientiert. Jetzt geht es mehr darum, wie ich meinen Kollegen helfen und sie in Positionen bringen kann, in denen sie erfolgreich sind. Mein Fokus liegt darauf, Ruhe ins Spiel zu bringen und der Mannschaft zu zeigen, wie man seine Emotionen kontrolliert. Trotz deines Alters von 37 Jahren kannst du immer noch Spiele entscheiden. Wie schaffst du es, nach mehr als 20 Jahren Basketball immer noch Top-Leistungen zu bringen und dich zu motivieren? Das liegt an den Routinen, die ich in meinen Alltag integriert habe. Ich bin darauf sehr stolz, denn sie sind die Grundlage dafür, dass ich jetzt noch auf so einem Level spiele. Ich ernähre mich vegan, trinke keinen Alkohol, esse kaum Zucker, faste, meditiere, mache Kältebehandlungen. Ich habe in den letzten Jahren begonnen, mich intensiv mit Sportwissenschaften auseinanderzusetzen und mir dabei viel von Legenden wie Novak Djokovic und Roger Federer abgeschaut. Mein Ziel ist es, auch in meinem Alter noch 35 Minuten zu spielen, wenn der Coach mich braucht. Dass ich dann auch abliefern kann, ist für mich persönlich mein größter Erfolg. In Summe sind es viele Kleinigkeiten, die mir helfen und es mir jetzt ermöglichen, noch einmal im Finale zu stehen. Worauf wird es am Sonntag ankommen? Am Papier sind die Flyers der vielleicht stärkere Gegner. Sie haben erfahrene Spieler, die auch schon länger zusammenspielen. Aber am meisten liegt es an uns, dass wir zusammenhalten, guten Basketball spielen und als Team den nächsten Schritt machen. Ich habe großen Respekt vor Wels, wir bereiten uns gut vor, aber es liegt mehr an uns als am Gegner, weil wir alles geben und zusammenspielen. Das ist unser großer Vorteil: Wenn wir zusammenhalten und kämpfen, können wir jedes Team schlagen.  In der Liga lief es zuletzt nicht ganz ideal. Seid ihr bereit für das Finale? Wir sind ein sehr junges Team, das darf man nicht vergessen. Das kann ein Vorteil sein wegen der Unbekümmertheit, aber auch ein Nachteil wegen der Nervosität. Die ganze Saison ist ein Prozess, aber im Cup-Finale können wir nicht an die vergangenen Spiele denken. Am Sonntag sind neue 40 Minuten. Was ich jetzt schon sagen kann: Wir haben in dieser Saison bisher einmal gegen die Flyers gespielt und um fast 20 Punkte verloren. Das will ich nicht noch einmal sehen. Du hast es angesprochen, ihr spielt daheim im Lions Dome. Dieser ist restlos ausverkauft, eure Fans sind dafür bekannt, dass sie Stimmung machen. Wie groß ist der Heimvorteil? Seit dem Projekt mit dem neuen Vorstand geht es bei uns in die richtige Richtung. Es ist deshalb auch wichtig für die Fans und die Stadt, dass wir jetzt im Finale sind. Ich bin mittlerweile so viele Jahre hier, meine Kinder gehen hier in die Schule und die Kinder meiner Freunde. Das Finale wird eine große Party für alle – vor allem wenn wir gewinnen.