Jakob Lohr vor win2day-BSL-Halbfinale: "Der Druck, um Titel mitzuspielen, ist etwas sehr Schönes" 24 Punkte, 57 Prozent vom Dreier und 18 Punkte bei 67 Prozent vom Dreier – das waren die Zahlen, mit denen Gmunden-Flügelspieler Jakob Lohr heuer in die Playoffs startete. Wie schon in der Regular Season stellte er damit eindrucksvoll unter Beweis, dass seine Zeiten als "Role Player" vorbei sind. Im Gegenteil: Der 22-jährige Wiener könnte im Titelkampf der Swans sogar zum "Difference Maker" werden. Im Interview mit Basketball Austria erzählt der 1,97 Meter große Alleskönner, wie er mit dem Druck im Schwäne-Trikot umgeht – und wie man die plötzlich so starken Dragonz aus Eisenstadt biegen kann. Basketball Austria: Herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung (für zwei weitere Saisonen, Anm.). Was bedeutet es für dich, dass der Verein dir sein Vertrauen ausspricht und dich als „Building Block“ für die Zukunft sieht? Jakob Lohr: Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Verein einem das Vertrauen ausspricht und längerfristig mit einem als Baustein plant. In Gmunden hat man in der Vergangenheit ja gesehen, dass hier langfristig auf Österreicher gesetzt wird, die dann auch wichtige Rollen spielen. Deshalb bedeutet es mir natürlich sehr viel, dass die Swans in mir das Potenzial sehen, in die Fußstapfen dieser großen österreichischen Spieler zu treten. Es sah ja bereits etwas länger recht gut aus, dass du in Gmunden bleibst. Besteht ein Zusammenhang mit deinen Top-Leistungen in letzter Zeit? Es war schon ein bisschen länger klar, dass wir uns auf eine Vertragsverlängerung einigen werden. Unterbewusst hat es mir bestimmt geholfen, befreit und mit Selbstvertrauen aufzuspielen, weil es ein gutes Gefühl ist, dass der Verein langfristig mit mir plant. Es hat also sicher geholfen, den Kopf auszuschalten, mich nur auf das Spiel zu konzentrieren und den Flow zu finden. Aus Gmunden heißt es, man findet dich quasi 24/7 in der Halle. Woran arbeitest du speziell bzw. was musst du noch besser machen? Wie würdest du deine Rolle in der Mannschaft generell beschreiben? Prinzipiell versuche ich, an allen Aspekten meines Spiels zu arbeiten. In der Regular Season habe ich sehr viel mit unserem Assistant Coach Nabil (Murad, Anm.) gearbeitet – Schwerpunkte waren Ballhandling, Entscheidungsfindung und der Wurf. In der jetzigen Phase der Saison liegt der Fokus aber vor allem auf dem Wurf, da alles andere sehr viel Energie kostet, die man sich in den Playoffs besser einteilen muss. Ich habe aber auch in fast allen Bereichen noch Luft nach oben. Im Team bin ich der Allrounder, der defensiv und offensiv das macht, was gebraucht wird. Momentan helfe ich dem Team am meisten mit meinem Shooting. Ich habe im Laufe der Saison aber auch gezeigt, dass ich mir Eins-gegen-Eins gute Würfe kreieren, "Close-outs" attackieren und defensiv gut dagegenhalten kann. Der Titel ist zum Greifen nah. Ihr seid im Laufe der Saison immer besser geworden. In Gmunden wird das aber auch erwartet. War es am Anfang nach den Wolves ungewohnt, mit diesem Druck umzugehen? Natürlich war es letztes Jahr eine große Umstellung, von den Timberwolves nach Gmunden zu kommen. Hier gibt es immer den Druck zu gewinnen – so, wie es im Leistungssport auch sein sollte. Dass es bei den Timberwolves nicht so war, lag natürlich auch daran, dass wir eine extrem junge Mannschaft hatten, was aber auch Vorteile hatte. Ich konnte extrem viel Erfahrung sammeln, wofür ich den Timberwolves sehr dankbar bin. Es war trotz allem eine sehr große und schwere Umstellung, die ich mir ehrlich gesagt etwas leichter vorgestellt hatte. Es ist einfach anders, wenn man weiß, man sollte eigentlich jedes Spiel gewinnen, und alles andere als der Titel wäre eine Enttäuschung. Ich glaube aber schon, dass man dieses Jahr sieht, dass ich besser damit umgehen kann. Noch kurz zur aktuellen Saison: Es scheint, ihr „peakt“ zur richtigen Zeit. Fühlt ihr euch „ready“ für den Titel? Und mit Blick aufs Halbfinale – die Dragonz sind das Team der Stunde, haben Wels geschockt. Worauf wird’s da ankommen? Wir fühlen uns bereit für den Titel und haben uns die ganze Saison über als Titelkandidaten gesehen. Unser Ziel war es von Anfang an, den Titel zu gewinnen. Der Druck, um Meisterschaften mitzuspielen, ist etwas sehr Schönes, und wir haben heuer eine sehr ausgeglichene Mannschaft, die zum richtigen Zeitpunkt ihren Rhythmus gefunden hat. Den gilt es jetzt ins Halbfinale mitzunehmen. Dort dürfen wir die Dragonz keinesfalls unterschätzen – sie haben mit Wels eines der besten Teams der regulären Saison geschlagen. Eisenstadt ist gefährlich und kann Serien gewinnen. Mit Lukas Hahn haben sie einen super jungen, österreichischen Point Guard, der immer besser wird, und auch bei den Legionären haben sie gute Ergänzungen gefunden. Wir müssen bereit sein, physisch zu spielen, sie defensiv zu kontrollieren und offensiv unseren Teambasketball durchzuziehen. Das erste Spiel dieser Serie findet am Donnerstag, 1. Mai, in Gmunden statt. Tip-off ist um 17.30 Uhr.