Coach Dragšič nach Kantersieg gegen Wels: „Jedes Jahr eine neue Mannschaft – das motiviert mich“ „Wels ist eine sehr starke Mannschaft – das zeigen auch ihre bisherigen Ergebnisse. Sie spielen sehr aggressiv, bewegen den Ball schnell und verteidigen hart. Gegen so ein Team musst du extrem konzentriert sein, darfst den Ball nicht verlieren und keine dummen Entscheidungen treffen. Wir wollen zeigen, dass wir mit solchen großen Mannschaften mithalten können. Natürlich müssen wir gegen ihre Aggressivität mehr rotieren – und ja, ich denke, die Jungen sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das erwarte ich auch von ihnen“, sagte UBSC-Teamchef Ervin Dragšič am Freitag kurz vor dem Halloween-Duell gegen die bis dahin nahezu makellosen Raiffeisen Flyers Wels. Was dann passierte, damit hätte wohl nicht einmal der 51-jährige Slowene gerechnet. Die Grazer zeigten ihren bislang besten Basketball der Saison und ließen den favorisierten Oberösterreichern nicht den Hauch einer Chance. Der UBSC überrannte die Gäste regelrecht und führte nach zehn Minuten bereits mit 28:9. Die Steirer blickten danach nicht mehr zurück und agierten trotz ihres jungen Alters erstaunlich abgebrüht. 94:64 lautete das Endergebnis – ein Statement-Sieg, der die Grazer nun ganz eng an das Spitzentrio aus Dukes, Gunners und Wels heranrücken lässt. Leistungen wie diese werfen die Frage auf, ob die Dragšič-Truppe heuer vielleicht doch mehr ist als „nur“ ein Playoff-Anwärter. Basketball Austria hat aus genau diesem Grund den Cheftrainer zum Interview gebeten: Basketball Austria: Coach, du bist bekannt dafür, dich schnell auf neues Personal einzustellen und erfolgreich ein Team zu formen. Heuer scheint das besonders gut gelungen zu sein. Was macht diese Mannschaft so stark – und was ist für dich die größte Herausforderung? Ervin Dragsic: Ja, jedes Jahr eine neue Mannschaft – für mich ist das nichts Neues. Leider zwingt uns unsere Budget-Situation dazu, viel zu wechseln. Aber heuer haben wir es wirklich gut hinbekommen. Wir haben eine motivierte, junge und sehr hungrige Mannschaft zusammengestellt. Das macht uns stark: Sie sind jung, athletisch und wollen den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen. Für mich ist das jedes Jahr eine neue Herausforderung, aber ich bin es gewohnt. Am Ende motiviert es mich, jedes Mal wieder zu zeigen, dass wir es trotzdem schaffen können. Vor der Saison meintest du, ihr müsst die ersten Wochen gut überstehen – nach der Länderspielpause werde das Team dann dort sein, wo du es haben willst. Jetzt habt ihr aber schon früh eine positive Bilanz mit vier Siegen aus sechs Spielen. Ändert das etwas an euren Zielen? Geht vielleicht doch mehr als „nur überraschen“? Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass wir am Anfang mehr Schwierigkeiten haben würden – einfach, weil wir eine sehr junge Truppe sind. Aber bis jetzt bin ich wirklich zufrieden damit, wie wir in den ersten sechs Runden reagiert haben. Natürlich gibt es noch typische Anfangsprobleme, etwa Schrittfehler oder unnötige Ballverluste. Aber wir wollen uns von Spiel zu Spiel steigern. Das große Ziel bleibt: unter die Top 6 zu kommen, also die Playoffs zu erreichen. Das ist realistisch und motiviert uns. Und wie jedes Jahr wollen wir die großen Teams ärgern – und wenn sich darüber hinaus noch Chancen ergeben, dann werden wir die natürlich nutzen. In der Preseason hast du gesagt, dass sich die Mannschaft noch in vielen Bereichen verbessern kann. Wo siehst du nach einigen Wochen noch Potenzial? Wir haben noch enorm viel Luft nach oben. Diese Mannschaft ist noch nicht da, wo ich sie haben will. Wir wollen uns von Spiel zu Spiel und von Woche zu Woche steigern. Die Nationalpause wird uns helfen, an den kleinen Fehlern zu arbeiten, die wir bisher gemacht haben. Es wird besser – Schritt für Schritt. Wenn wir so weitermachen, werden wir noch viel Freude mit dieser Mannschaft haben. Eure Legionäre präsentieren sich heuer extrem stark – ihre Statistiken sind beeindruckend. Fühlen sie sich schon wohl in deinem System? Unsere Legionäre haben wir, wie jedes Jahr, gemeinsam mit meinem Team – Dimitri Sarikas und Michi Fuchs – sehr genau ausgesucht. Wir treffen solche Entscheidungen nie überhastet. In den letzten Jahren hatten wir immer wieder Glück mit unseren Importspielern, und auch heuer passt es sehr gut. Diese Jungs sind jung, motiviert und ehrgeizig. Viele sind Rookies oder erst in ihrer zweiten Saison in Europa, sie wollen sich beweisen und weiterentwickeln. Mir war es wichtig, eine Mannschaft mit Charakter zu bauen – Kämpfer, die nie aufgeben. Das haben wir geschafft. Und ich bin sicher: Sie werden von Spiel zu Spiel noch besser werden.