Meldung vom 04.09.2023
Dass WM und EM im selben Jahr abgehalten werden, ist eine dieser Besonderheiten im 3x3, die es sonst in kaum einer Sportart gibt. Ebenso ist es außergewöhnlich, dass nach der Europameisterschaft in Graz 2022 nun bereits der nächste FIBA 3x3 Europe Cup stattfindet. Eine Sache, die die beiden vorangegangen Großevents gemeinsam hatten: Am Ende jubelte Serbien über Gold, während Österreich hauchdünn an einer Top-3-Platzierung vorbeischrammte.
Ob sich das aus heimischer Sicht diesmal ändert, könnte sich bereits in der Gruppenphase zeigen, denn bei der von Dienstag, 5. September 2023, bis Donnerstag, 7. September 2023, in Jerusalem veranstalteten EM treffen die rotweißroten „3x3ler“ gleich im ersten Spiel auf die serbische Truppe rund 3x3-Legende Strahinja Stojacic. Der Alleskönner mit dem Spitznamen Dr. Strange wurde in dieser Saison bereits dreimal zum wertvollsten Spieler eines Masters-Turnier gewählt. Bei der WM in Wien erhielt er ebenfalls die MVP-Trophäe.
Einmal mehr unbeeindruckt von großen Namen zeigt sich Matthias Linortner, der nach den Leistungen der vergangenen Monate im 3x3 mittlerweile selbst zu den großen Namen zählt: „Ich gehe an jedes Spiel heran, als wäre es das letzte, egal gegen wen. Was danach kommt, kommt, und wir bereiten uns darauf vor, wenn es so weit ist! Wir haben in dieser Saison bei der WM und auch mit Team Vienna vielfach gezeigt, dass wir an der Weltspitze dran sind. Um die großen Kaliber dann auch tatsächlich zu schlagen, haben wir aber stets einen oder zwei Fehler zu viel begangen – wie etwa gegen Serbien bei der WM.“
Das ist Österreichs Kader
Damit sich das diesmal ändert, wird Team Austria mit verändertem Kader in Jerusalem an den Start gehen. Neben den 3x3-erfahrenen Spielern Linortner, Filip Krämer und Nico Kaltenbrunner ist kein Geringer als 5-gegen-5-Legende Enis Murati neu in der Nationalmannschaft. Der starke Scorer trainiert bereits seit einigen Wochen mit seinen Teamkollegen und ließ beim Challenger-Turnier in Shanghai Ende August erstmals sein Potenzial aufblitzen. Die Österreicher landeten auf Anhieb auf Platz 3 und Murati überzeugte mit seiner Vielseitigkeit.
Dementsprechend groß die Euphorie im heimischen 3x3-Lager. Head Coach Milan Isakov hebt vor allem die zusätzlichen Offensiv-Optionen, die man durch Murati bekommt, hervor. Außerdem dessen Anpassungsfähigkeit, sodass es keine große Eingewöhnungsphase brauchen werde. Linortner sieht das ähnlich: „Ich glaube nicht, dass wir große Abstimmungsprobleme haben werden. Enis wird in unserem Spiel sicherlich viel den Ball in der Hand haben und in der Offensive viele Entscheidungen für uns treffen. In den beiden Challenger-Turnieren, die er bereits gespielt hat, hat er immer wieder seine individuelle Qualität als Scorer und seine guten Basketballinstinkte aufblitzen lassen. Er hat mit Sicherheit das Potenzial, ein absoluter 3x3-Weltklassespieler zu werden.“
Murati selbst gibt sich vorerst noch bescheiden: „Die ersten Wochen als 3x3-Spieler waren sehr gut meiner Meinung nach und haben viel Spaß gemacht. Einiges war Neuland für mich, aber die Jungs haben mich sehr gut empfangen und da wir uns eigentlich schon lange kennen, war die Integration ins Team ganz unkompliziert und schnell. Sie haben mir geholfen, die wichtigsten Sachen auf dem Feld zu lernen und auf 3x3 umzustellen. Es wird sicherlich noch ein wenig dauern, bis alles ganz flüssig ist, nichtsdestotrotz haben wir die letzten Wochen versucht, uns mithilfe unseres Trainers so gut wie möglich für die EM vorzubereiten und ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Erneut Hammergruppe
Eine schnelle Integration von Murati ins Team wird in Jerusalem auch dahingehend wichtig sind, dass die Österreicher – einmal mehr – in einer richtig starken Gruppe (Pool A) gelandet sind. Neben Goldfavorit Serbien wartet Heimmannschaft Israel samt Superstar Netanel Artzi, der zu den athletischsten 3x3-Spielern überhaupt zählt.
Die Ausgangslage ist klar, es muss zumindest ein Sieg her, um im Turnier zu bleiben. Linortner und Co. wissen, dass sie sich keine Ausrutscher leisten können: „Gegen Langzeitdominator Serbien und Gastgeber Israel werden bereits unsere Gruppenspiele wahnsinnig intensiv. Von Beginn an heißt es also „Do-or-Die“. Mit ein wenig Glück können wir ganz vorne landen, mit ein wenig Pech kann die EM in Kürze vorüber sein. Jeder von uns muss – hoffentlich über fünf Spiele hinweg – sein volles Potenzial abrufen und individuelle Fehler so weit reduzieren, dass wir die knappen Partien für uns entscheiden“, so Linortner.
Head Coach Isakov, der sich als Serbe speziell auf diese Begegnung freut, glaubt, dass der Titelverteidiger diesmal sogar noch stärker sein wird: „Es macht immer Spaß, gegen das beste 3x3-Team der Welt zu spielen. Serbien hat den Roster verändert, das macht sie sogar noch besser. Stefan Kojic und Marko Barac spielen zum ersten Mal für das Nationalteam und sie gehören momentan zu den besten auf ihren Positionen. Wir haben also nichts zu verlieren und werden alles geben. Wir haben sie taktisch bei der WM überrascht und auch diesmal haben wir das eine oder andere Ass im Ärmel.“
Wie der Teamchef betont, war schon die Qualifikation für das Turnier ein großer Erfolg: „Man muss sich nur anschauen, welche Top-Nationen das nicht geschafft haben. Ich erwarte mir von der Mannschaft, dass sie alles gibt und nach der EM besser ist als davor. Ein Spitzenresultat wäre natürlich die Krönung.“
Die Spielzeiten im Überblick
Österreich steigt erst am zweiten Turniertag (Mittwoch) in die Europameisterschaft ein. Das Spiel gegen Serbien findet um 16.55 Uhr (MESZ) statt. Das zweite Gruppenspiel gegen Gastgeber Israel bereits wenig später um 18.45 Uhr (MESZ). Die Spiele werden live am FIBA-Youtube-Kanal übertragen. Außerdem zeigt ORF Sport+ am Mittwoch das erste EM-Spiel live in der TVthek und die zweite Partie live im Fernsehen.
Sollte das heimische Quartett die Gruppenphase überstehen, warten am Donnerstag entweder die Niederlande, Frankreich oder Kroatien im Viertelfinale. Je nach Platzierung würden die Österreicher dann um 9.20 Uhr oder 11.35 Uhr (MESZ) spielen. Die restliche K.o.-Phase wird am Nachmittag/Abend gespielt.
Weiter als bis zum Viertelfinale will man im heimischen Lager derzeit aber noch nicht denken: „Wir haben eine harte Gruppe mit Serbien und Israel. Unser Ziel ist es, die Gruppe zu schaffen und ins Viertelfinale einzuziehen. Danach werden wir von Spiel zu Spiel schauen. Ich hoffe, dass ich dem Team mit meinem ‚Leadership‘ eine gewisse Stabilität am Feld geben kann“, sagt Murati, der am 5-gegen-5-Feld ja bereits mehrere Klubs zu Titeln geführt hat.
Foto: FIBA 3x3