Meldung vom 20.06.2023
Die European Games 2023 in Krakau, sozusagen der kleine Bruder der Olympischen Spiele, sind die nächste Chance für die heimische 3x3-Elite, sich eine Medaille bei einem Großevent zu sichern. Nach den Leistungen der vergangenen Wochen gehören die Rotweißroten zum absoluten Favoritenkreis – trotz der einen oder anderen Kaderveränderung. Der Höhepunkt aus heimischer Sicht ist sicher das Comeback von Fanliebling Rebekka Kalaydjiev nach langer Verletzungspause. Sowohl die Damen als auch die Herren steigen bereits morgen, Mittwoch, am Vormittag in das Turnier ein.
Tausende österreichische Basketballfans sind nach der erfolgreichen Heim-WM am Wiener Rathausplatz noch immer im 3x3-Fieber. Umso besser, dass die Saison noch mit einigen Highlights aufwarten kann. Eines davon sind die dritten European Games, die in der polnischen Großstadt Krakau stattfinden. Es handelt sich dabei um sportliche Wettkämpfe europäischer Staaten mit olympischem Charakter. Der hohe Stellenwert des Bewerbs zeigt sich speziell im 3x3 an einem überragenden Teilnehmerfeld.
Bei den Männern ist neben Weltmeister Serbien auch Olympiasieger Lettland dabei. Weitere Top-Nationen wie die Niederlande, Belgien, Litauen, Spanien oder Polen kämpfen bei Großveranstaltungen ebenfalls regelmäßig um die Spitzenplätze. Nicht weniger dicht ist das Teilnehmerfeld bei den Frauen, wo Frankreich versuchen wird, die WM-Finalniederlage von Wien vergessen zu machen. Deutschland, die Niederlande oder Spanien verfügen aber ebenfalls über mit Stars gespickte Damenmannschaften.
Die Gruppenphase wird von Mittwoch bis Freitag gespielt. Sowohl die heimischen Damen als auch Herren absolvieren ihre Partien am Mittwoch und am Freitag. Aus den Vierergruppen steigen jeweils die zwei besten Teams ins Viertelfinale am Samstag auf. Beide Mannschaften haben schwierige jedoch schaffbare Gruppen. Das von Milan Isakov (Gruppe B) gecoachte Männerquartett bekommt es am morgigen Mittwoch mit der Schweiz (10.45 Uhr) und Litauen (12.35 Uhr) zu tun sowie am Freitag um 14.20 Uhr mit Rumänien. Auf die Frauen und deren Teamchef Predrag Miletic (ebenfalls Gruppe B) warten morgen, Mittwoch, Rumänien (9.55 Uhr) und Griechenland (11.20 Uhr) und am Freitag um 13.55 Uhr Deutschland.
Das sind die Kader
Keine Überraschungen gibt es bei der Isakov-Truppe, die sich aus Matthias Linortner, Filip Krämer, Nico Kaltenbrunner und Martin Trmal zusammensetzt. Es handelt sich also um exakt jene Konstellation, die sich unlängst souverän für die im September stattfindende Europameisterschaft in Israel qualifizieren konnte. Nach diesem Erfolgserlebnis sind die Österreicher mit viel Selbstvertrauen nach Polen gereist: „Es ist für uns noch schwer zu fassen, dass wir ab Mittwoch olympische Luft schnuppern dürfen. Dabei sein ist aber definitiv nicht genug für uns, wir wollen mit Übergepäck nach Hause fliegen“, freut sich Österreichs Scoring-Maschine Nico Kaltenbrunner auf die Spiele.
Erneut verändert treten die Damen an. Nach der WM stieß statt Sarah Sagerer die körperlich ähnlich starke Alexia Allesch zum Team. Bei ihren bisherigen Auftritten überzeugte die Forward-Spielerin auf ganzer Linie und dürfte auch bei den Europaspielen für wichtige Impulse in der Zone sorgen. Diese dürften zudem, wie immer, von Camilla Neumann und Anja Fuchs-Robetin kommen. Abgerundet wird das Team schließlich von Rebekka „Bekki“ Kalaydjiev, die nach ihrem schweren Autounfall endlich das langersehnte 3x3-Comeback gibt!
„Bekki“ ist weder für Fünf-gegen-Fünf- noch für 3x3-Fans eine Unbekannte. Die heute 23-Jährige wechselte 2018 als eines der größten heimischen Basketballtalente ans US-College in Florida. Auch in sämtlichen Nationalteams wusste sie zu überzeugen, ehe ihre Karriere nach einem schweren Autounfall im September 2021 plötzlich am seidenen Faden hing. „Ich habe mir so zirka jeden Knochen gebrochen. Den Schädelknochen, die Halswirbelsäule, die Hüfte, das rechte Handgelenk und die linke Kniescheibe ist in zwölf Teile zersplittert“, schildert die Basketballerin, die bei dem Crash aus dem Auto geschleudert wurde.
Vorläufiger Höhepunkt nach hartem Weg zurück
Für die vielseitige Guard-Spielerin war von Anfang an klar, dass sie wieder am Court stehen will, auch wenn viele Ärzte skeptisch waren. Mit unbändigem Einsatz schaffte sie es aber bereits in den erweiterten Kader für die Heim-WM in Wien. Die folgenden Wochen nutzte sie, um weiter in Form zu kommen und wurde dafür belohnt. Coach Miletic nominierte sie für die Europaspiele – nach der Olympia-Qualifikation in Graz 2021 sicher ein weiterer Höhepunkt in ihrer insgesamt noch jungen 3x3-Karriere.
In Polen hat Kalaydjiev somit einmal mehr die Chance, sich mit den Besten der Welt zu messen und damit dem ganz großen Traum einen Schritt näher zu kommen: Denn beim Bewerb in Krakau geht es um wichtige Punkte auf dem Weg zu einer möglichen Olympia-Teilnahme. „Wir haben hochgesteckte Ziele. Die Ausrede, dass wir ein kleines Basketball-Land sind, zählt nicht mehr. Wir wollen zeigen, dass wir im 3x3 mehr als mithalten können, wollen so weit wie möglich kommen. Wir hätten uns das als Basketballerinnen vor ein paar Jahren nie vorstellen können, aber im 3x3 haben wir eine Chance auf eine Olympia-Teilnahme. Es ist ein langer Weg, aber träumen ist erlaubt.“
Highlights täglich auf ORF Sport+
Der ORF berichtet übrigens täglich von den Europaspielen und zeigt die Highlights des Tages um 23 Uhr auf ORF Sport+!
Alle Ergebnisse werden zudem laufend auf der 3x3-Seite der FIBA aktualisiert.
Foto: ÖOC-Michael-Meindl