Meldung vom 22.11.2024
Hinter dem heimischen 3x3-Basketball liegt die bisher erfolgreichste Saison der Geschichte. Während der Europameister-Titel von der Wiener Kaiserwiese vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung alles überstrahlt, haben die 3x3-Nationalspieler auch auf Vereinsebene ihr Weltklasse-Niveau unterstrichen. Ab Samstag nehmen die Europameister Nico Kaltenbrunner, Fabio Söhnel und Toni Blazan gemeinsam mit ihrem Nationalteam-Kollegen Quincy Diggs als Team Vienna am Final-Turnier der FIBA 3x3 World Tour 2024 in Hongkong teil. Mit zwei Masters-Titeln im Gepäck reist Österreichs einziges 3x3-Profi-Team als zweitbeste Vereinsmannschaft des Jahres und als Nummer fünf der FIBA-Weltrangliste zum Saisonhöhepunkt in die Hafen-Metropole. Mit Paris (FRA) und möglicherweise Princeton (USA) warten schon in der Gruppenphase zwei Top-Teams. Mit dem Final-Event hat das rot-weiß-rote Quartett allerdings eine Rechnung offen. Im Vorjahr schied man beim „Stelldichein“ der zwölf besten Teams des Jahres schon in der Gruppenphase aus. Die Vorzeichen stehen allerdings gut für Kaltenbrunner & Co., die seither bei jedem ihrer elf Auftritte auf höchster Turnier-Ebene zumindest das Viertelfinale erreichten.
2024 ist schon jetzt ein Jahr für die heimischen 3x3-Geschichtsbücher, vor allem, weil neben der EM-Goldenen des Nationalteams auf der Kaiserwiese auch das Team Vienna „glänzte“. Das von den ÖBV-Nationalspielern gebildete, einzige heimische Profi-Team absolvierte auf der FIBA 3x3 World Tour seine bislang erfolgreichste Saison seit der Gründung im Jahr 2022.
Das ÖBV-Sextett mit Nico Kaltenbrunner, Matthias Linortner, Quincy Diggs, Enis Murati, Toni Blazan und Fabio Söhnel qualifizierte sich in verschiedensten Konstellationen für elf der 16 Masters-Turniere. Auf höchster Turnier-Ebene überzeugten die Wiener zudem mit einer „weißen Weste“, was das Überstehen der Gruppenphase betrifft. Bei allen elf Masters-Auftritten schaute zumindest das Viertelfinale heraus. Die Final- bzw. Halbfinal-Teilnahmen in Edmonton (CAN/2.), Marseille (FRA/3.), Abu Dhabi (UAE/3.) und Neom (KSA/4.) werden nur von den Turniersiegen in Almaty (KAZ) und Wuxi (CHN) überstrahlt.
Folglich reisen die Österreicher (695 Punkte) nun erstmals als zweitbestes Team zum Final-Turnier der FIBA 3x3 World Tour nach Hongkong. Nur die serbischen Dominatoren von Ub Huishan NE (980), die ihren dritten Final-Triumph in Folge anstreben, waren 2024 erfolgreicher.
Top-12 Teams um World-Tour-Titel – Vienna hat Rechnung offen
Wie dünn die Luft beim World-Tour-Finale ist, hat Team Vienna im Vorjahr am eigenen Leib erfahren müssen. Im Abu Dhabi schieden Kaltenbrunner & Co. als fünftbestes Team der Regular Season schon in der Gruppenphase aus und mussten sich mit Rang elf begnügen. Diese „offene Rechnung“ würden die heimischen 3x3-Asse in Hongkong nun gerne begleichen. „Das Finale 2023 war sehr bitter für uns als Team und hat uns weh getan. Umso wichtiger ist es, in Hongkong richtig gut zu performen. Die Trainingstage waren gut, wir haben noch die letzten Kleinigkeiten verbessern können“, sagt Kaltenbrunner.
Mit dem französischen Top-Team Paris wartet auf die Österreicher jedoch gleich in der Gruppenphase ein harter Brocken. Die Franzosen belegten in der Regular Season zwar „nur“ Rang acht, liegen in der FIBA-Weltrangliste aber weiterhin einen Platz vor den Wienern auf Rang vier. Im Head-to-Head liegen die Teams mit je einem Sieg in dieser Saison gleichauf. In der Vorwoche in Shenzhen gewann Vienna 20:18, in August in Lausanne Paris 21:20. Ähnlich knapp dürfte es auch am Samstag (11:25 Uhr/MEZ) zugehen. Das dritte Team der Gruppe D wird in einem Qualifying Draw ermittelt. Princeton (USA) gilt als Favorit auf den Einzug in den Hauptbewerb und würde um 13:50 Uhr (MEZ) auf die Wiener treffen. „Paris ist in einer sehr guten Form und weiß ganz genau, wie wir spielen. Es gibt keinen Favoriten, aber mit der richtigen Einstellung, bin ich sicher, dass das Spiel uns gehört“, so Kaltenbrunner.
Für einen Vorstoß ins Viertelfinale ist ein Platz unter den Top-2 der Gruppe notwendig. Im Viertelfinale könnte es zu einem Aufeinandertreffen mit Miami kommen. Die US-Amerikaner, die die höchste Siegesquote (78%) auf der Tour aufweisen, sind in dieser Saison so etwas wie der „Angstgegner“ für Team Vienna. Bei drei Aufeinandertreffen gab es drei Niederlagen. „Gegen Miami gibt es so viele Dinge, auf die du dich als Gegner konzentrieren musst. Sie werfen hochprozentig von außen, sind athletisch auf dem Weg zum Korb – das ist amerikanischer Basketball. Aber wir hatte es in allen Duellen in der eigenen Hand und haben den Sieg jeweils nur durch Eigenfehler weggeworfen“, erinnert sich Söhnel unter anderem an zwei Buzzer Beater von US-Star Mitch Hahn.
In Hongkong wird es einmal mehr auf die Tagesform ankommen. Die Österreicher zählen jedenfalls auch bei einem detaillierten Blick auf den Saisonverlauf im engsten Favoriten-Kreis. Beispielsweise gelangen gegen Ub Huishan NE in vier Duellen glich drei Siege.
Das Team ist der Star
Team Vienna tritt in Hongkong wieder mit dem zuletzt so erfolgreichen Quartett Kaltenbrunner, Söhnel, Blazan und Diggs an. Der Star ist das Team – spätestens nach dem für die beiden über weite Strecken des Jahres höchstgerankten Spieler Matthias Linortner (Achillessehne) und Enis Murati (Finger) die Saison jeweils vorzeitig beendet war.
EM-MVP Kaltenbrunner stand erstmals auf der Short-List für die Wahl zum wertvollsten Spieler der World-Tour-Saison. Das Ergebnis wird am Samstag verkündet. Verantwortung übernahm zuletzt auch Diggs, der mit einigen Buzzer Beatern zeigte, dass er nach wie vor Spiele entscheiden kann. Söhnel gilt als harter Arbeiter und aufgrund seiner Physis als Defensiv-Spezialist, zuletzt überzeugte er aber – u.a. mit 13 Punkten gegen Ub – auch als Scorer.
Toni Blazan, der im Frühjahr aus der win2day Basketball Superliga aufs Halbfeld wechselte, fand mit jedem Turnier besser in seine Rolle. Der Salzburger verwandelt rund ein Drittel seiner Distanzwürfe.
Nach dem siebenten Platz von Shenzhen blieb das Team gleich in Asien, bereitete sich unter anderem gemeinsam mit anderen Top-Teams auf den Saisonhöhepunkt vor. Das Gefühl, beim World-Tour-Finale weit zu kommen, kennt von den Österreichern nur Diggs, der beim sensationellen zweiten Platz 2022 in Abu Dhabi schon auf dem Feld stand.