Meldung vom 01.05.2025
Basketball Austria: Der Sprung vom Vorjahr zu dieser Saison war enorm. Was macht heuer den Unterschied?
Felix Jambor: Es liegt an der Gesamtstruktur der Organisation. Unser Manager Roland Knor verfolgt einen klaren Plan: schrittweise wachsen und den Nachwuchs stets mitnehmen. Wir achten genau darauf, welche Spieler wir mit nach oben entwickeln können. So haben wir eine stabile Basis an österreichischen Spielern aufgebaut – mit Ergänzungen wie Valentin Pasterk, der mittlerweile auch schon drei Jahre bei uns ist. Wenn man dann noch den richtigen Mix an Legionären findet – was uns heuer definitiv gelungen ist –, kann man erfolgreich sein. Auch wenn es auf dem Papier ein schneller Aufstieg war, von der B2L ins Halbfinale in nur fünf Jahren: Es war ein organisches Wachstum. Wir haben uns nicht einfach einen Sponsor gesucht und Legionäre eingekauft.
Warum greifen die Zahnräder im Team heuer am Court so gut ineinander?
Man hat es im Viertelfinale gegen Wels gesehen, als Sead Hadžifejzović und Peter Turay ausgefoult waren und Wels viel Druck gemacht hat. Wir haben dann Dogus Demirel und Lukas Knor gebracht – echte Eisenstädter –, die zwölf, dreizehn enorm wichtige Minuten gespielt und einen super Job gemacht haben. Die kontinuierliche Entwicklung unserer österreichischen Spieler ist ein wichtiger Faktor. Und natürlich die Legionäre, die heuer menschlich und sportlich ideal ins Team passen.
Wie viel Glück war bei der Nachverpflichtung von Sead Hadžifejzović und Emilio Banic bzw. bei der Legionärsauswahl insgesamt dabei?
Wir haben zuerst geschaut: Welche Rollen und Positionen übernehmen unsere Österreicher? Daraus haben sich dann unsere Anforderungen ergeben – spielerisch, aber auch charakterlich. Wir sprechen mit ehemaligen Coaches und Mitspielern der Wunschkandidaten. Dieses Jahr hatten wir ein sehr gutes Händchen – und natürlich auch ein wenig Glück.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinem Assistant Coach Edgar Nubiola? Von außen wirkt es, als hättest du enormes Vertrauen in ihn. Gegen Wels hat er in entscheidenden Phasen Plays aufgezeichnet.
Wir sind am Ende unserer ersten gemeinsamen Saison, aber es fühlt sich an, als würden wir schon ewig zusammenarbeiten. Das Vertrauen ist voll da – und es macht großen Spaß. Edgar macht einen super Job. Vor der Saison haben wir besprochen, wo seine Stärken liegen und wo er sich reinarbeiten will. Ein Schwerpunkt waren „Last-second-Plays“. Er analysiert extrem viel Videomaterial. Für mich als Headcoach war es leicht, ihm diesen Bereich zu übergeben. Wenn es zu solchen Situationen kommt, hat er mein vollstes Vertrauen. Es ist wie bei Spielern – auch ihnen muss man vertrauen. Bisher hat es super funktioniert, und wenn einmal etwas nicht klappt, ist das eben Teil des Spiels.
Vor den Playoffs habt ihr noch nie gegen Wels gewonnen – gegen Gmunden steht ihr jetzt erneut vor dieser Situation. Wie geht ihr damit um?
Gegen Wels waren wir überzeugt, dass wir gewinnen können. Wir haben in der Saison dreimal gegen sie gespielt und dabei gesehen, dass wir sie schlagen können, wenn wir unseren besten Basketball spielen. Das haben wir den Spielern gezeigt. Gegen Gmunden ist es ähnlich. Auch da gab es Phasen, in denen man gesehen hat: Wenn wir unseren Rhythmus finden, können wir sie schlagen. Wir dürfen uns nicht ihr Spiel aufzwingen lassen. Als Underdog können wir viel ausprobieren. Wir gehen ohne Druck nach Gmunden. Man sagt ja, eine Serie beginnt erst, wenn das Auswärtsteam gewinnt. Im schlimmsten Fall nehmen wir wertvolle Erkenntnisse für die Heimspiele mit.
Wels habt ihr mit eurem disziplinierten Spiel entzaubert. Worauf wird es gegen die offensivstarken Swans Gmunden ankommen?
Gegen die Flyers war es eine ultra-intensive Serie. Sie spielen extrem druckvoll und schnell. Wir haben lange gebraucht, aber schließlich die richtige Formel gefunden. Gmunden spielt komplett anders – viel läuft über das Pick-and-Roll mit Daniel Friedrich. Er ist ein starker Spielmacher, setzt seine Mitspieler gut ein. Dazu haben sie gute Werfer und mit Khalil Miller und Joseph Reece auch Spieler, die viel Druck zum Korb ausüben. Wir müssen unseren Rhythmus finden, unsere Lücken, den freien Mann – und sehen, was sie uns mit ihrer Defense wegnehmen wollen.
Machst du dir Sorgen, dass nach dem Überraschungssieg gegen Wels der Hunger im Team nachlässt?
Es war natürlich ein Riesenerfolg – aber als Spieler und Trainer will man immer mehr. Wir haben noch viel vor, auch wenn der Druck jetzt kleiner ist. Alle sind professionell genug, und wir haben auch Routiniers wie Sead, der im Training die Intensität hochhält. Da müssen wir Coaches nicht ständig anschieben.
Wie steht’s um Jalen Green nach seiner Knieverletzung?
Das ist eine „day-to-day“-Entscheidung. Es hängt davon ab, wie die Schwellung zurückgeht. Ob er heute spielen kann, wissen wir erst kurz vor Spielbeginn. Er wird intensiv behandelt – mit Physiotherapie, Recovery Boots und allem, was die Heilung beschleunigen kann. Wenn die Schwellung zurückgeht, spielt er heute. Sonst hoffentlich am Sonntag.
Was bedeutet dieser Playoff-Run für den Verein und die Region?
Ich bin jetzt im fünften Jahr hier, lebe mit meiner Frau und den Kindern in Eisenstadt – wir sind hier verwurzelt. Und man spürt täglich, wie sehr sich die Leute über unseren Erfolg freuen. Immer mehr kommen in die Halle. Auch letztes Jahr, als es nicht so gut lief, war der Support da. Viele haben mitgelitten – und feiern jetzt mit. Auf der Straße wird man angesprochen, die Leute sagen: „Super, was ihr macht!“ Das ist eine schöne Bestätigung – für uns und den Basketball in Eisenstadt. Alle, die mit dem Verein verbunden sind, haben sich das verdient.
Nicht nur euer Teamerfolg ist beeindruckend, auch dein Weg als Trainer. Wer sind deine Vorbilder?
In der NBA ist es definitiv Gregg Popovich. In Österreich ist es Raoul Korner. Er war einer meiner Ausbilder im Trainerkurs und ich habe im Nationalteam viel von ihm gelernt. Ich schaue sowohl fachlich als auch menschlich zu ihm auf.